Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten

Von Durchgestrichen zu Gleichheit - Solinger Pastoren teilen ihre Geschichten
Von Durchstreichungen zur Gleichberechtigung – Solinger Pfarrerinnen erzählen ihre Geschichten
50 Jahre Gleichstellung in der Gemeinde – Wie Frauen auf die Kanzel kamenSolingen – Genau die Hälfte der 26 Pfarrer:innen im Kirchenkreis Solingen sind heute Frauen. Was heute selbstverständlich wirkt, ist das Ergebnis eines langen kirchlichen und gesellschaftlichen Lernprozesses. Denn die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gemeinde wurde in der Evangelischen Kirche erst 1975 erreicht.
Die Evangelische Kirche in Solingen hat einen Meilenstein erreicht: Frauen stellen mittlerweile die Hälfte des pastoralen Teams. Dieser Wandel spiegelt Jahrzehnte des Umbruchs wider, seit 1975 die rechtliche Gleichstellung eingeführt wurde. Für manche, wie die Seniorpfarrerin Gisela Vogel, begann der Weg mit Widerständen – während jüngere Kolleginnen wie Raphaela Demski-Galla eine Kirche erlebt haben, in der Inklusion längst Normalität ist.
Gisela Vogel wurde in den 1970er-Jahren als erste Pfarrerin im Rheinland ordiniert. Anfangs stieß sie auf Vorbehalte, etwa wenn Briefe an „Lieber Bruder“ adressiert waren – später per Hand in „Liebe Frau“ korrigiert. Trotz solcher Herausforderungen stieg sie zur Oberkirchenrätin auf und war als einzige Frau unter zwanzig Männern im Leitungsgremium vertreten.
Während des Zweiten Weltkriegs hatten Frauen vorübergehend pastorale Aufgaben übernommen, als viele Männer im Kriegseinsatz waren. Doch nach 1945 wurden sie wieder in unterstützende Rollen gedrängt. Erst 1975 wurde die rechtliche Gleichstellung von Frauen im Pfarramt verankert – ein entscheidender Schritt für Persönlichkeiten wie Dr. Ilka Werner, die heutige Superintendentin in Solingen. Noch heute begegnet sie gelegentlich Skepsis, ob Frauen Gemeinden leiten oder Theologie unterrichten könnten. Doch der Kirchenkreis Solingen zählt heute 26 Pfarrer:innen, davon die Hälfte Frauen.
Raphaela Demski-Galla, eine jüngere Kollegin, ist mit der Gleichberechtigung in der Kirche aufgewachsen. Gisela Vogel nennt sie mittlerweile „Schwester“ – ein Zeichen des gemeinsamen Dienstes und des erreichten Fortschritts. Die Kirche betont, dass Vielfalt nicht nur geschlechtlich, sondern auch in Lebenserfahrungen und Identitäten wichtig ist, um die Gemeinde besser zu begleiten. Im Mittelpunkt der pastoralen Arbeit steht nach wie vor der Beziehungsaufbau. Unterschiedliche Perspektiven, so die Überzeugung, stärken die Fähigkeit der Kirche, Menschen zu erreichen.
Die paritätische Vertretung im Solinger Kirchenkreis markiert einen Wendepunkt in einer langen Geschichte des Wandels. Von den Kriegsjahren über die rechtliche Anerkennung bis hin zur heutigen Gleichstellung hat sich der Anteil von Frauen im Pfarramt stetig erhöht. Mit nunmehr zwölf Pfarrerinnen und zwölf Pfarrern spiegelt die Kirche einen breiten gesellschaftlichen Trend zu mehr Inklusion und vielfältiger Führung wider.

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