Neue Anthologie stellt die neoliberale Kritik der Linken infrage

Neue Anthologie stellt die neoliberale Kritik der Linken infrage

Neue Anthologie: "Krise der Kritik? Gegner des Kapitalismus im neoliberalen Zeitalter" – eine Bestandsaufnahme der Linken im Kampf gegen den Neoliberalismus Die neu erschienene Essayammlung "Krise der Kritik? Gegner des Kapitalismus im neoliberalen Zeitalter" wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der Linken im Widerstand gegen den Neoliberalismus. Das Buch enthüllt die vielschichtige Dynamik des Kapitalismus und die Herausforderungen, vor denen seine Kritiker seit den 1970er-Jahren stehen. Der von Benjamin Möckel, Roman Köster und Flemming Falz herausgegebene Band versammelt Beiträge, die gängige Annahmen über den Kapitalismus und seine Widersacher hinterfragen. Möckels Analyse zeigt, dass die Konsumkritik bereits während des Nachkriegbooms stark ausgeprägt war – ein Befund, der die gängige Erzählung von einem Wandel hin zur Konsumkritik infrage stellt. Falz argumentiert in seinem Essay, dass Sozialdemokraten und linksliberale Kräfte neoliberale Reformen oft als Reaktion auf Krisen vorantrieben – und nicht allein unter konservativem Druck. Kösters konzeptionelle Reflexion betont die zersplitterte Natur des Kapitalismus und stellt dessen Tauglichkeit als einheitliche Analysekategorie in Frage. Die Anthologie legt offen, dass die linke Kritik am Kapitalismus häufig zu kurz griff: Statt den Kapitalismus als Ganzes zu hinterfragen, konzentrierte sie sich auf Einzelmaßnahmen. Zudem zeigt das Buch, wie wirkungslos die Gegenoffensive der Linken blieb – etwa im Programm der PDS der 1990er-Jahre, das identitätspolitische Forderungen mit keynesianischer Wirtschaftspolitik verband und antikapitalistische Positionen in den Hintergrund drängte. Die Sammlung bietet wertvolle Einblicke in die Schwächen der Kapitalismus-Kritik und die Kämpfe der Linken gegen die neoliberale Umgestaltung. Sie macht deutlich, dass das Verständnis dieser Misserfolge entscheidend ist, um die gesellschaftlichen Umbrüche seit den 1970er-Jahren zu begreifen. Das Buch versteht sich als Aufruf zu einer grundlegenderen Kapitalismuskritik – jenseits einer engen Fixierung auf den Neoliberalismus als bloße Spielart des Systems.